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Beziehungsebenen

In unserem westlichen Zivilisationsalltag sind wir geprägt auf Ansichten von gut und schlecht, richtig und falsch, aber auch z.B. männlich und weiblich, links und rechts und damit auf eine relativ binäre Sichtweise von entweder/oder; ähnlich einem Kippschalter.

Auf einer anderen Ebene gibt es neben dem entweder/oder auch das sowohl/als auch; eher vergleichbar einem Schieberegler. Zwischen zwei Extremen gibt es den Bereich des Übergangs von Einem in das Andere, bekannt als Grauzone. Die Grenzen verschwimmen und beides ist gleichzeitig möglich, in unterschiedlicher, veränderbarer Gewichtung. Aus dem statischen entweder/oder wird ein dynamisches sowohl/als auch.

Doch je intensiver wir uns mit Themen und deren Details beschäftigen, desto mehr merken wir, dass das Leben nicht grau, sondern bunt ist. Die Natur zum Beispiel ist ein Netzwerk, das hochkomplex ist und sich permanent verändert. Zu viele Dinge greifen gleichzeitig ineinander und beeinflussen sich gegenseitig, als dass wir sie auch nur annähernd verstehen könnten.

Und an dieser Stelle verliert jeder Wertekanon von gut und schlecht, richtig und falsch seinen Sinn. Doch ausgerechnet, wenn es um die Komplexität menschlichen Verhaltens geht, sind wir uns dessen kaum bewusst und beurteilen binär. Dadurch schaffen wir Distanz zwischen uns und unserem Gegenüber, da dieses sich weder gesehen noch verstanden fühlt. Die Lebendigkeit des Beurteilten erstarrt immer mehr, damit das Vertrauen und letztendlich die Beziehung im Inneren und im Außen.

Lasst uns nicht gegeneinander kämpfen, sondern miteinander; immer wieder. Bis wir keinen Kompromiss, sondern Wahrheiten finden. Denn diese Wahrheiten sind verbunden mit Vertrauen, Liebe und Beziehung.

Dies ist mein Plädoyer dafür, innerhalb der eigenen, akzeptierten Grenzen sämtliche Aspekte momentanen menschlichen Verhaltens zumindest zu suchen und damit den Menschen in seiner unvollständigen Vollständigkeit zu respektieren, zu achten und zu würdigen; insbesondere für mich selbst, als auch für mein Gegenüber.

Denn die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu beschützen und zu bewahren ist meine persönliche Aufgabe für diejenigen, denen ich begegne.

Weiterführende Gedanken

Die Art und Weise, wie wir im Alltag mit unserem Gegenüber, z.B. dem Partner, dem Freund oder dem Arbeitskollegen, im Außen in Beziehung gehen, spiegelt zum einen die Beziehung zu den Menschen wieder, die uns in unserer Kindheit geprägt haben (in der Regel unsere Eltern) und zum anderen die Beziehung im Inneren zu uns selbst. Dies geschieht unbewusst und ist das, was wir als „normalen“ Umgang wahrnehmen, ohne darüber jedes Mal nachzudenken.

Das Äußere spiegelt das Innere wieder. Was wir im Außen vermissen, suchen und fordern, vermissen, suchen und fordern wir auch in und von uns selbst.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, solange ich nicht mit mir selbst in der Beziehung bin, die sich für mich liebend, lebendig und geborgen anfühlt, werde ich dies im Außen nie finden können. Bestenfalls kann ich es mir noch schönreden und schließlich selbst daran glauben.

Doch die wenigsten von uns haben diese glückliche Beziehung zu ihren Eltern gehabt, die all diese Liebe und Geborgenheit beinhaltet, um im Wortsinn „unbeschwert“, schamlos und frei aufwachsen zu können mit allen Gefühlen, die gelebt werden wollten.

Somit prägen die Beziehungen der Vergangenheit die Gegenwart. Ist dies erst einmal bewusst, kann die Annahme dessen stattfinden und damit sowohl die Gegenwart, als auch das Empfinden für die Vergangenheit, geändert werden.

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