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Stress

Was ist Stress?

 

 

Stress ist Angst mit entsprechenden Reaktionen von Anspannung und Unruhe sowohl auf mentaler als auch auf körperlicher Ebene.

 

Stress ist persönliche Not. Ich bin nicht in der Lage, für mein Wohlbefinden zu sorgen und es ist niemand da, der für mich sorgt.

 

Stress ist Überforderung. Ich nähere mich meiner Leistungsgrenze oder bin schon darüber. Was genau die Überforderung ist und wie ich dahin gekommen bin, ist dem Stress egal.

 

Stress läuft als Überlebensmodus unter Nutzung des Verstandes.

 

Stress ist das Symptom für festgehaltene Energie, ist Anspannung, Zurückhaltung, Selbstkontrolle. Mit steigendem Stresslevel kann diese Selbstkontrolle nicht mehr aufrecht erhalten werden. Erst übernimmt der Verstand die absolute Kontrolle und versucht, das Überleben zu sichern (Autopilot). Wenn dies auch nicht mehr möglich ist, schaltet der Verstand ab und die unterdrückten Gefühle brechen sich bahn.

 

Stress ist das Symptom, Ursache dafür sind unterdrückte Gefühle.

 

Stress ist in letzter Konsequenz immer eine Überlebensnot. Da akut lebensbedrohliche Situationen in unserer Gesellschaft die Ausnahme sind, handelt es sich bei Stress in der Regel um Beziehungsprobleme.

 

 

Stress beinhaltet oft, dass ich für andere sorge, statt für mich. Dahinter steht die unbewusste und extrem tief vergrabene Hoffnung „Wenn ich mich darum kümmere, dass es Dir gut geht, dann wirst Du Dich hinterher auch um mich kümmern.“ Da diese Hoffnung weder dem Hoffenden noch dem Hoffnungsträger bewusst ist, wird sie niemals erfüllt werden. Der Stress wird mit der Zeit immer größer.

Der Stress wird noch einmal spürbar größer, wenn durch das Verhalten des Hoffnungsträgers deutlich wird, dass diese Hoffnung sich nicht erfüllt.

 

Stress entsteht auch schnell, wenn ein Gegenüber plötzlich direkt fordert, sich um ihn und seine Bedürfnisse zu kümmern und auch noch fest davon überzeugt ist, ein Recht darauf zu haben und schließlich sogar droht, falls seiner Forderung nicht nachgekommen wird. In diesem Moment wird damit dem Gestressten abgesprochen, für sich zu sorgen.

Dieses Model ist praktisch Standard in westlichen Eltern-Kind-Beziehungen. Erwachsene „erziehen“ (ihre) Kinder, damit die Kinder sich so verhalten, dass die Bedürfnisse der Eltern geachtet werden. Mit der Konsequenz, dass sich die Kinder schließlich um die Eltern kümmern - um deren Stresslevel zu senken. Wodurch die Evolution auf den Kopf gestellt wird. Wie krank.

 

In mir stecken zwei Energieformen: die aufgestaute emotionale Energie von Freude, Angst, Wut und Trauer, sowie die Scham-Energie, die staut und damit verhindert, dass Emotionen/Gefühle ausgelebt werden. Die Scham-Energie wird im Alltag als Moral/Ethik etc. erlebt und wird vom Verstand gesteuert; die Gefühle werden kontrolliert. Wird jetzt der Verstand durch Einflüsse von außen, z.B. Notsituationen oder auch nur sehr viele Aufgaben auf einmal, so sehr gefordert, dass er die Gefühle nicht mehr kontrollieren kann, gerate ich in Stress. Mit anderen Worten: dem Verstand steht eine begrenzte Menge an Energie zur Verfügung, um seine Aufgaben zu erfüllen. Eine dieser Aufgaben ist das permanente Unterdrücken der Gefühle unter ein gesellschaftlich akzeptiertes Level/Niveau. Kommen zu viele Aufgaben (in Menge und Intensität) gleichzeitig zusammen, ist die Leistungsgrenze des Verstandes erreicht/überschritten.

Stress heißt also, dass Gefühle, die im Alltag mittels des Verstandes unterdrückt wurden, unkontrolliert ausgelebt werden. Die Überforderung/der Stress besteht somit aus unkontrollierten Gefühlen von Angst, Wut, Trauer und Freude.

 

Stress verläuft in zwei Phasen: erst wird der Verstand überfordert, da er immer mehr Aufgaben annimmt und in der gleichzeitigen Erfüllung überfordert ist. In dem Versuch, diese Überforderung durch Betriebsamkeit/Aktionismus auszugleichen, funktioniert dann die Selbstkontrolle der eigenen Gefühle/Emotionen immer weniger.

Zu der leistungsmäßigen Überforderung werden zusätzlich noch eigene gestaute Gefühle in einer (zumindest vermeintlich) gesellschaftlich nicht mehr tolerierten Form ausgelebt.

Je besser die Kontrolle der Gefühle im Alltag, desto heftiger der unkontrollierte Ausbruch.

 

Welche unterdrückten Gefühle im Stress ausgelebt werden (wollen), ist oft sehr gut an den Stressreaktionen zu erkennen:

Wut für Angriff und Abgrenzung, Angst für Flucht und „Totstellen“ , Freude (Grinsen) und Trauer (Tränen), um zu besänftigen.

 

Die typischen Stressreaktionen sind 1. Angriff, 2. Flucht und 3. „Totstellen“. Weniger offensichtlich ist das Spiegeln (z.B. angepasste Körperhaltungen/-bewegungen oder Nachplappern) im Sinne eines manipulierten Körpers als Variante des "Totstellens".

 

 

In der Natur findet das Leben aus dem Bauch heraus statt. Jedes Insekt folgt einfach seinem dringendsten Bedürfnis und kann damit wunderbar leben. Erst in einer Notsituation wird der Verstand hinzu geschaltet und sorgt für das Überleben. Mit anderen Worten: Wenn wir denken, ist dies im evolutionären Sinne schon eine Stressreaktion auf eine Notlage/Bedrohung.

In unserer ach so tollen westlichen Zivilisation ist es so selbstverständlich, seinen Gedanken und nicht seinem Gefühl zu folgen, dass der damit verbundene Stress als völlig alltägliche Normalität wahrgenommen wird und ein Leben aus dem Bauch heraus im wahrsten Sinne des Wortes „undenkbar“ geworden ist. Wir laufen praktisch alle permanent im Stress des Überlebensmodus und wundern uns über ansteigende Konflikte, Aggressionen und Gewalt, sowie steigende Krankenstände in der Gesellschaft. Und weil das eigene Stressverhalten als so selbstverständlich normal gar nicht wahrnehmbar ist, ist auch kaum jemand in der Lage, dafür Verantwortung zu übernehmen.

 

Entscheidend für die Selbstwahrnehmung von Stress ist das Bewusstsein. Und hier liegt ein Knackpunkt. Erst wenn eine bestimme Schwelle überschritten ist, wird Stress überhaupt wahrnehmbar. Diese Grenze ist - aufgrund der persönlichen Geschichte - sehr individuell und zusätzlich situationsabhängig. So wird es verständlich, dass dieselbe Situation von allen Beteiligten anders wahrgenommen wird und dementsprechend auch jeden unterschiedlich stresst.

Allerdings findet bereits schon unterhalb dieser Grenze unbewusster Stress statt, welcher jedoch von der gestressten Person gar nicht wahrnehmbar ist, die Person ist schlichtweg dazu nicht in der Lage, solange sie sich nicht explizit darauf fokussiert. Verantwortlich für die Stress-Nichtwahrnehmung sind Kontroll-/Schutzmechanismen und damit wieder der Verstand.

 

 

Stresslevel

 

1. Unbewusster Stress

Unterdrückte, nicht wahrgenommene Gefühle; sachlich-rationaler Alltag

2. Lediglich im Außen wahrgenommener Stress

Eine Person hat ein Problem und ist nicht in der Lage, seine Trigger daran zu erkennen.

Gefühle mischen sich mit vermeintlich sachlichen Argumenten, angeblich geht es um die Argumente, tatsächlich geht es um Gefühle.

3. Selbst wahrgenommener Stress

Üblicherweise liegt eine für den Betroffenen wahrnehmbare Ausnahmesituation vor. D.h. ihm ist klar geworden, dass er an seine persönlichen Grenzen gelangt ist und somit aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln nicht mehr in der Lage ist, die Situation zu klären. Er erkennt, dass er für eine ehrliche und abschließende Klärung auf Hilfe angewiesen ist.

4. Sonderstellung verdrängter Stress

Befriedigte Süchte, z.B. Alkoholsucht, dienen dazu, Stress zu unterdrücken. Mit dem Suchtverhalten wurde ursprünglich begonnen, um Stress zu verdrängen. Erst das Suchtverhalten ermöglicht es dem Süchtigen, den ursprünglichen Stress zu ertragen und damit umzugehen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, ohne sein Suchtverhalten kommt der ursprüngliche Stress wieder an die Oberfläche.

Unterdrückte Gefühle streben nach Abfluss/Heilung/wahrgenommen werden, daher ist Stress vorhanden, solange unterdrückte Gefühle vorhanden sind. Das Unterdrücken der Gefühle durch die Mutter wird schon vom Embryo wahrgenommen und als normal erlebt. Werden Bedürfnisse, sowie Gefühle des Säuglings von seiner Bezugsperson nicht erkannt, können diese über die Bezugsperson nicht „abfließen“ und „stauen“ sich. Daher ist es meiner Ansicht nach in unserer Gesellschaft aufgrund von „Erziehung“ (ich, der Erwachsene, gerate durch Dein kindliches Verhalten in Stress, daher sorge Du, Kind, dafür, dass ich, der Erwachsene, nicht mehr gestresst bin; näheres siehe Text zum Thema „Scham“) nicht möglich, ungestresst aufzuwachsen. Jeder ist gestresst, es geht letztendlich nur noch darum, wie sehr.

Da Stress lediglich das Symptom ist, gibt es zwei Möglichkeiten, damit umzugehen. Kurzfristig kann ich versuchen, die Stresssymptome mittels erlernter Techniken/des Verstand zu reduzieren. Genau wie bei Suchtkranken wird dies jedoch auch lediglich kurzfristig funktionieren, da das ursprüngliche Problem der aufgestauten Gefühle weiterhin vorhanden ist. Und diese drängen weiterhin auf Heilung.

Langfristig ist es daher hilfreich, sich der gestauten Gefühle mittels externer Hilfe und dann in direkter Beziehung zu nähern. Wobei dem hoffentlich ein Vertrauensbildungsprozess vorausgeht, denn sonst kann schnell erneuter Stress auf einer anderen Ebene entstehen.

Unter Stress versagt irgendwann die Selbstkontrollfunktion durch Überlastung des Verstandes. Die Konsequenz daraus ist, dass ein Mensch unter entsprechendem Stress in seinem Verhalten auf das Kindesalter zurückfällt, in dem die Gefühle ursprünglich gestaut wurden, die in der konkreten Stresssituation ausgelebt werden wollen und nicht zum Zuge kommen. Je höher das ganz persönliche Stresslevel, desto intensiver werden Verletzungen angetriggert und desto klarer werden die Schutzmechanismen und das daraus resultierende Verhalten, welches dem damaligen Alter entspricht. Auch wenn wir als Erwachsene kaum oder meist keine bewussten Erinnerungen an die ersten Lebensjahre haben, so erklärt dies doch ganz gut, warum das Verhalten von Erwachsenen an einer Stelle oft kopfschüttelnd als „Kindergarten!“ wahrgenommen und an anderer Stelle gar nicht mehr verstanden wird.

 

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